SonntagsDing

Sonntagsding: Papier- und Zeit sparen beim Schnittmuster-Kleben, -Schneiden und -Abpausen

Heute begrüße ich, Kristina vom Label Firlefanz euch zu einem neuen Sonntagsding. Wahrscheinlich sind die viele von euch mit mir einer Meinung, wenn ich sage, dass das Drucken und Kleben eines Schnittmusters, oder das Abpausen der am wenigsten spaßige Teil beim Nähen ist. Ich selber habe mich immer wieder dabei ertappt, dass ich ein Schnittmuster nicht nähe, weil ich dafür erstmal 30 Seiten drucken, kleben und ausschneiden müsste, und stattdessen dann einen Schnitt nähe, von dem ich das Schnittmuster bereits in der passenden Größe parat liegen habe. Geht es euch auch manchmal so?

Vielleicht sind dann meine Tipps etwas für euch, vor allem vielleicht für diejenigen von euch, die noch nicht ganz so lange nähen. Mit der Zeit habe ich mir nämlich immer mehr Tricks und Kniffe einfallen lassen, wie ich mit möglichst wenig Papier (der Umwelt zuliebe) und möglichst wenig Zeit die Schnittmuster kleben und ausschneiden kann. Da jeder Schnitt anders aufgebaut ist und bei jedem Schnittersteller die Schnittbögen anders gestaltet sind, kann man viele der Tipps nicht verallgemeinern, sondern muss immer individuell schauen, welchen Trick man gerade am besten anwenden kann.

Vorab: Digitale Nähanleitungen sind normalerweise so konzipiert, dass man den Anleitungsteil nicht ausdruckt (außer ggf. eine beiliegende Zusammenfassung), sondern nur das Schnittmuster druckt. Ich bekomme immer wieder Kundennachrichten mit der Frage, wie der Drucker es schaffen soll 130 Seiten Anleitung auszudrucken. Aber so ist es natürlich nicht gedacht, dass gerade umfangreiche Anleitungen mit vielen verschiedenen Varianten komplett ausgedruckt werden, denn man kann diese ja digital auch prima auf mobilen Endgeräten direkt beim Nähen lesen. Oft befinden sich hier ja auch Links zu weiterführenden Videos/Tutorials/Erklärungen oder zu Seitenverweisen und so macht es erst recht Sinn, die Anleitung nicht zu drucken, sondern digital zu lesen.

Aber welche Möglichkeiten gibt es nun beim Schnittmuster?

1. Schnitt in A4 ausdrucken und zusammenkleben oder A0 Datei bestellen?

Immer mehr Schnittersteller bieten A0 Dateien an, vor allem für umfangreiche Schnitte. Wenn ein Schnittmuster nur wenige Seiten hat, ist A0 natürlich nicht nötig.

A0 Dateien kannst du dir z.B. bei Online-Druckerein plotten lassen. Vor allem ein schwarz/weiß Plot ist meist sehr günstig. Mehr kostet oft der Versand. Daher lohnt es sich, wenn man einige Schnittmuster „sammelt“ und diese dann in einem Rutsch plotten lässt, sodass die Versandkosten nicht so stark ins Gewicht fallen. Auch kann es sich lohnen, gleich mehrere Drucke von einem Schnitt zu bestellen, wenn man den Schnitt direkt ausschneiden statt abpausen möchte.

Insgesamt ist A4 selber zu drucken meist trotzdem etwas günstiger, es kostet nur natürlich ein wenig mehr Zeit, die Seiten zusammenzukleben und der Bogen lässt sich durch die Klebekanten nachher nicht ganz so schön verstauen, wie ein A0 Bogen.

2. Schnitt komplett ausdrucken und abpausen, oder die passende Größe direkt ausschneiden?

* Abpausen: Das Abpausen empfehle ich, wenn du dir sicher bist, dass du den Schnitt mehrfach in verschiedenen Varianten oder Größen (bei Kinderschnitten ist das ja häufig der Fall) nähen willst. Da ist es auf Dauer einfacher, wenn man den Schnitt nur einmal zusammenklebt und dann jeweils die Teile, die man benötigt, in der passenden Größe abpaust. Auch wenn du für dich nähst und dir noch nicht sicher bist, ob du die richtige Größe gewählt hast, macht es Sinn abzupausen, damit du nicht wieder alles neu drucken musst, wenn sich nach einem Probeteil herausstellt, dass die Größe noch nicht ganz die richtige war. Klarer Vorteil: Beim 2. und jedem weiteren Mal geht es dann deutlich schneller und sparsamer, da du nur noch abpausen musst. Wichtig ist beim Abpausen, dass du auch wirklich alle Markierungen überträgst und alle für dich wichtigen Bezeichnungen (z.B. Schnitt/Größe/Teil/Nahtzugabe o.. Saumzugabe etc.) auf die Schnittteile schreibst. Ich selber bin meist sehr vergesslich beim Abpausen und es fehlt immer die Hälfte an Markierungen und Beschriftungen, daher schneide ich meist lieber direkt aus. Aber da sind wahrscheinlich einfach die Geschmäcker verschieden.

* Kleben und direkt Ausschneiden: Das direkte Ausschneiden des Schnittmusters empfehle ich für Schnitte, bei denen man voraussichtlich immer die gleiche Größe benötigt (z.B. Accessoires, Kleidung für sich selbst oder den Mann), oder für Schnitte, die eh nur sehr wenige Seiten haben (z.B. Mützen/Hüte/Babykleidung mit z.B. nur 2- 4 Seiten), oder wenn du dir noch nicht sicher bist, ob du einen Schnitt überhaupt mehrfach nähen wirst. In dem Fall geht dann das direkte Ausschneiden viel schneller und ein Vorteil ist natürlich, dass du alle original Beschriftungen und Markierungen direkt auf den Schnittteilen hast.

3. Schneller kleben: Hast du dich für den A4 Druck entschieden, dann kannst du evtl. einiges an Zeit sparen, wenn du auf das Abschneiden der Seitenstreifen verzichtest. Hier hängt es davon ab, wie der Schnittbogen gestaltet wurde. Einige Schnittmuster sind ohnehin so gestaltet, dass du direkt Kante an Kante klebst und nichts abschneiden musst. Andere haben Klebestreifen am Rand von unterschiedlicher Breite. Wenn diese Streifen nicht allzu breit sind (max. ca. 2 cm), dann kannst du häufig auf das Abschneiden der Streifen verzichten. Wichtig für diese Technik ist, dass das Druckerpapier eher dünn ist und die Linien der unteren Seite noch durchscheinen. So kannst du die Klebemarkierungen/-linien genau aufeinander kleben, ohne vorher etwas abschneiden zu müssen. Auch die Linien an denen du entlang schneiden musst, sieht man so noch recht gut.

Ich habe mir in den letzten Jahren diese Technik angewöhnt und finde sie sehr zeitsparend. Ich habe auch schon gelesen, dass einige diese Technik an Fensterscheiben oder von unten beleuchteten Glastischen anwenden, da man so noch besser die Linien des jeweils unten liegenden Blattes sehen kann. Manche schneiden auch nur die Ecken diagonal ab, damit sich an den Ecken die Linien gut treffen.

4. Aufs Kleben verzichten: Oft gibt es Seiten, die man gar nicht aneinander kleben muss, weil hier die Schnittteile (entweder grundsätzlich oder in der benötigten Größe) nicht ineinander übergehen. An diesen Stellen kannst du super aufs Kleben verzichten und so weiter Zeit und Kleber sparen – es sei denn, du möchtest einen kompletten Bogen haben von dem du später Abpausen kannst.

5. Nicht zu viel kleben und drucken: Vor allem wenn du vor hast, den Schnitt direkt auszuschneiden und nicht abzupausen, macht es Sinn, sich vorher genau anzuschauen, welche Seiten du überhaupt benötigst. Evtl. hat der Schnitt mehrere Varianten und du brauchst deshalb nicht alle Seiten für die gewählte Variante – oder für deine Größe kannst du auf einige Seiten verzichten. In manchen Ebooks findest du eine Druckübersicht oder eine Auflistung der Seiten, die du für die jeweilige Größe und Variante benötigst. Falls nicht, kannst du den Schnitt auch ein wenig durchscrollen. Meist kann man auch dabei schon ganz gut erkennen, wo sich welches Schnittteil befindet und welche Größe. In manchen Schnittmustern kannst du auch mit einer Ebenenfunktion die Größen ausblenden, die du nicht benötigst. Dann siehst du noch schneller, welche Seiten du drucken musst und sparst dabei noch ein bisschen Tinte.

6. Varianten Umklappen statt Abschneiden: Wenn Pullover, Kleider, Hosen oder Röcke verschiedene Längen haben und diese als extra Linien in ein und demselben Schnittteil eingezeichnet sind, bietet es sich oft an, das entsprechende Schnittmusterteil in der längsten Variante zuzuschneiden und dann einfach an der jeweils ausgewählten Linie umzuklappen. So muss man nicht jedes Mal neu drucken oder abpausen, wenn man einfach nur eine andere Länge nähen möchte.

7. Ähnliche Schnittteile zusammenfassen: Hier wird es nun etwas trickreicher und man muss schon etwas Wissen mitbringen, bzw. bei den Schnitten sehr genau hinschauen, damit man nicht versehentlich etwas falsch macht. Evtl. fällt es dir auch erst nach dem ersten Zuschneiden auf, dass einige Schnittteile fast gleich sind und daher nur 1 x ausgeschnitten werden müssten. Nun aber aufgepasst – mit fast gleich meine ich: Alles ist exakt gleich, bis auf eine Kante. Das können z.B. folgende Schnittteile sein: Vorder- und Rückenteil von Oberteilen mit symmetrischen Ärmeln, also mit Ärmeln, die im Bruch zugeschnitten werden und somit hinten und vorne gleich sind. Manchmal sind hier Vorder- und Rückenteil komplett identisch bis auf den Halsausschnitt. Ebenfalls können das sein: Vordere und hintere Rockteile, die sich nur durch eine Knopfleiste unterscheiden. Bei all solchen Schnittteilen musst du natürlich jeweils gut kontrollieren, ob wirklich alles identisch ist, bis auf die entsprechend andere Kante.

Dann kannst du z.B. bei einem Rockteil mit Knopfleiste vorne, das vordere Schnittmuster an der vorderen Rockmitte umklappen und schon kannst du das Schnittmuster so gefaltet auch als hinteres Rockteil im Bruch zuschneiden.

Bei bis auf den Halsausschnitt identischen Vorder- und Rückenteilen kannst du einfach nur das Rückenteil zuschneiden und dann für das Vorderteil nur den Halsausschnitt vom Vorderteil drucken und auf das Rückenteil übertragen und dann den hinteren Halsausschnitt bis zur vorderen Halsausschnittlinie einschneiden und umklappen.

Natürlich gibt es noch viele weitere Fälle, in denen du solche Tricks anwenden kannst, um Papier zu sparen. Vor allem bei Erwachsenenkleidung und großen Größen kannst du auf diese Weise manchmal so einige Seiten einsparen.

So, das waren meine Tipps zum Sparen von Zeit, Papier und Kleber. Hast du noch andere Tipps? Dann her damit! Ich selber freue mich auch immer, wenn ich noch weitere Tipps bekomme um bei diesem unbeliebten Teil des Nähprozesses Zeit zu sparen!

Eure
Kristina

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