SonntagsDing

SonntagsDing: Nahtzugabe und die Mathematik

Zum heutigen Sonntag gibt es eine kleine Mathestunde mit mir, Carina von Sewera


Bereits seit einigen Jahren versuche ich in meinen Probenähen, den Nähgruppen und über meine Ebooks darauf aufmerksam zu machen, dass die Nahtzugabe sehr wichtig ist. Besonders bei Webware sollte man sich exakt an die Vorgaben halten, wenn die Nahtzugabe bereits im Schnitt ist, dann sollte ganz genau mit der vorgegebenen Zugabe genäht werden und wenn sie nicht enthalten ist, dann entscheidet man sich für eine die passt für den eigenen Geschmack und gibt sie zu.
Bei beiden Varianten ist wichtig, dass genau auf der tatsächlichen Nahtlinie genäht wird. Viel zu oft lese ich aber noch immer “ach ich hab ohne Nahtzugabe genäht” und möchte euch heute einmal vorrechnen, warum genau das denn so falsch ist und zu entsprechenden Fehlern führt.


Nicht nur, dass das Kleidungsstück weniger passt, auch im Probenähen können wir Designer euer Feedback so nicht wirklich verwerten, da es die Passform verfälscht, je mehr Nähte ein Nähstück hat, desto mehr verändert sich entsprechend auch der Umfang. Vor allem bei Rundungen wird sich dies dann auch beim Nähen selber bemerkbar machen. Keine Sorge, ihr braucht selber nicht zu rechnen, weder jetzt noch beim Nähen. Die Zahlen hier sollen nur einmal darauf hinweisen, wie stark sich das weglassen einer Nahtzugabe auswirken kann.


Hand hoch, wer erinnert sich noch an die Kreisformel aus dem Matheunterricht? In der Schnittkonstruktion wird diese sehr oft benutzt, bei Kreisröcken zum Beispiel. Man rechnet den doppelten Radius mal Pi um den Kreisumfang zu erhalten.


Um die Unterschiede zu verdeutlichen, hab ich euch nun den lachsfarbenen Kreis mit einem Umfang von 100cm angezeigt. Wenn nun eine Nahtzugabe von 1cm hinzugefügt werden sollte, du aber ohne Zugabe bei 1cm weiter innen nähst, hat dein Kreis nur noch einen Umfang von 93.6cm. Stell dir vor, deinen Kreis müsstest du nun in ein Loch einnähen, dort machst du genau das selbe, die Kante verschiebt sich also um einen Zentimeter nach außen. Die Nahtlinie ist bei nur einem Zentimeter dann aber 106.2cm lang.


Natürlich wirst du eher selten einen Kreis in ein Loch einnähen, sehr ähnlich verhält es sich aber zum Beispiel bei einem Ärmel. Die Armkugel ist hierbei der innere Kreis und das Armloch entsprechend das äußere Loch. Bei einem Zentimeter den zu an Nahtzugabe ignorierst hast du auf eine eigentliche Strecke von 100cm nun einen Unterschied von 12.6cm.


Dabei wird ganz klar, dass der Ärmel nicht in dein Armloch passen wird. Die Zahlen sind aus der Luft geholt und sollen dir nur verdeutlichen, wie groß der Unterschied werden kann. Ich hoffe sehr, dass ich dadurch klarstellen konnte, WARUM genau es so wichtig ist, sich an die Nahtzugabe zu halten wenn sie im Schnitt integriert ist oder eine Nahtzugabe dazu zu geben, wenn sie noch nicht drin ist.


Eure Carina von den Ebookmachern


#kooperationstattkonkurrenz

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